Philosophie

– Translation follows, thank you for understanding –

Bäume sind Lebewesen. Jeder ist ein Individuum. Standort und Geschichte geben ihm seine eigene Gestalt. Sein Holz kann einem darüber Aufschluss geben, wie ein Baum gelebt hat, wo er herkommt, wie es ihm ergangen ist. Jeder Baum stellt in seiner Einzelform eine Individualität dar und hat doch gewisse, stets wiederkehrende charakteristische Merkmale seiner Art. So ist auch das Holz eines jeden Baumes einmalig in Farbe und Zeichnung und doch charakteristisch für seine Art.

Es gibt Themen und deren Bereiche, Verzweigungen, Verästelungen und Auswüchse, mit denen ich jahrelang beschäftigt bin. Oder auch Themen, die mich immerzu begleiten. Wachstum, Prozess, Veränderung, Entwicklung. Aus dieser unstofflichen Materie entsteht eine Idee, eine Vorstellung, Lust zur Darstellung, der Versuch auch, dergleichen zu fassen, zu bündeln, in einer Figur zu abstrahieren, es anschaulich und greifbar, begreifbar zu machen. Aus dem Zusammenwirken von Erlebnis, Beschäftigung und „Gestaltungswille“ entsteht ein materielles Ergebnis. Ob nun gelungen oder nicht, das Ding ist dann da. Ebenso da wie der Baum, nur in einer anderen Form. Sein Holz, so individuell der Baum war und sein Holz ist, so individuell ist auch das Objekt, das daraus entstanden ist.

Es macht keinen Sinn, gegen das Holz zu arbeiten. Ich kann ihm meinen Willen oder meine Idee nicht aufzwingen, nicht heraussägen, nicht reinhämmern. Ein solches Arbeiten tut nichts Gutes. Nicht dem Holz, nicht dem Werk und mir auch nicht. Mit dem Holz arbeiten: Zuweilen nimmt das Formen der Kommunikation an. Dazu auch mal ein Wutschnauben.

Im Arbeitsprozess verändert das Holz die Idee und die Vorstellung der Figur. Es entstehen neuartige Abwandlungen. Manchmal bleiben Fragmente übrig von einer gewollten Figur, weil das Holz z. B. an einer Stelle reißt, wo es nie hätte reißen dürfen. Manchmal ist dann die Arbeit beendet und das Stück kaputt und misslungen. Natürlich mache ich auch Fehler und versaue mit einem einzigen Kettensägenschnitt die gesamten Proportionen. So eine Arbeit ist vollkommen wertlos.

Im Laufe der Arbeit wird mir die Figur zunehmend vertrauter. Ich lerne das Holz kennen, dieses Spezielle. Seine Maserung, seine Farbe, seine Spannung, den Geruch, wie es sich anfühlt. Ich lerne es zu heben, zu drehen, zu tragen. Und so sind auch die 30 kg Schwere des Walnusstorsos ein anderes Gewicht als die
30 kg der Eiche.

Ich betrachte es von allen Seiten und stelle es auf den Kopf (ich schau durch meine Beine). Manchmal verliert sich oben und unten, hüben und drüben. Die Figur stellt sich von selbst in den Raum. So eine Ganzheit fühlt sich immer gut an und versieht mich mit dem Gefühl einer inneren Zufriedenheit und Glück. Wenn meine Arbeit fertig ist, bin ich erstaunt über ihr Aussehen.